Wenn man einen neu erworbenen Füller das erste Mal in Gebrauch nimmt, kommt es oft vor, dass die Feder noch ein wenig kratzt und nicht so flüssig über das Papier gleitet wie gewünscht. Man sagt auch: „Der Füller hat noch zu viel Feedback“. Das kann sowohl an feinsten produktionsbedingten Graten liegen oder aber an der Stifthaltung des Schreibers, der z.B. den Stift in einem bestimmten Winkel zum Blatt hält. Jeder hält den Stift anders und deshalb schreibt jeder auch anders. Um den Füller perfekt auf die eigene Schreibweise und die individuellen Bedürfnisse anzupassen, gibt es mehrere Möglichkeiten.
Wie man das persönliche Schreibgerät optimal „einschleifen“ kann und wie das sogenannte „Nib-Tuning“ funktioniert, erklären wir in diesem Beitrag. Eine Möglichkeit zum Einschleifen der Feder ist die Verwendung von Schleifpapier. Dazu
benötigt man z.B. 12tausender Schleifpapier, erhältlich zum Beispiel im Baumarkt, und ein kleines, rechteckiges Messingplättchen (Brass Sheet). Man nimmt den Füller nun in die Hand und schreibt in der eigenen Füllerhaltung mehrmals eine 8 auf das Schleifpapier – je öfter je besser. Zusätzlich kann man mit dem Schleifpapier auch vorsichtig vorne über die Erigium-Spitze und seitlich über die Feder fahren, damit auch die Kanten abgerundet werden. Zwischendurch wird der Abrieb mit einem Tuch entfernt. Danach probiert man auf einem Blatt aus, ob sich der Tintenfluss bereits verbessert und das Kratzen aufgehört hat. Wenn nicht, wiederholt man den Vorgang, solange bis der Füller optimal über das Papier gleitet. Nun kommt das Brass Sheet zum Einsatz: mit einer Ecke des Messingplättchens setzt man da an, wo der Schlitz der Feder beginnt, und zieht es bis zur Spitze durch. Auch diese Prozedur kann man mehrmals wiederholen, mindestens 10 Mal. Der Tintenfluss wird so wesentlich verbessert, da mehr Tinte herauskommt. Auf diese Weise kann jede Feder zur individuellen Traumfeder gemacht werden.
Aber auch wenn man gerade kein Schleifpapier oder Brass Sheet zur Hand hat, ist ein einfacheres Nib-Tuning möglich. Dazu kann man eine Nagelfeile mit verschiedenen Graden bzw. Steps (u.a. Step 5 polier, Step 6 glänzend) verwenden. Diese ist zum Beispiel in einem Drogerie-Markt oder Supermarkt günstig erhältlich. Das „Einschleifen“ wird nun auf die gleiche Weise wie oben beschrieben durchgeführt, d.h. man malt 8en auf die Feile. Das Schleifmaterial kann man zwischendurch mit einem Tuch abreiben oder einer Ohrendusche abwaschen.
Auf die einfache und schnelle Weise des Nib-Tunings personalisiert man den Füller sozusagen auf die eigene Schreibhaltung und sorgt für einen perfekten und sanften Schreibfluss.